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Klosterneuburger Kammerkonzerte

Als kleine und sympathische Konzertreihe „von nebenan“ versuchen wir seit etwas mehr als einem Jahrzehnt kurzweilige, abwechslungsreiche und interpretatorisch spannende Konzerte anzubieten.

Wir kombinieren kleine und große Schätze der Kammermusik, häufig und selten gespieltes Repertoire. Zur Aufführung kommen hauptsächlich Werke der Klassik, Romantik und klassischen Moderne.

Ein besonderes Anliegen ist uns die größer besetzte Kammermusik (größer als Streichquartett) mit ihren interessanten Klangperspektiven, die in Richtung des orchestralen Klanges weisen.

Termine und Programmvorschau 2024

2024 kehren die Klosterneuburger Kammerkonzerte hinsichtlich der Spielstätten wieder ganz an die Anfänge zurück – wir freuen uns, nach langer Zeit wieder im besonderen Ambiente der evangelischen Kirche zu spielen! Erstmals wird der Augustinussaal des Stifts Klosterneuburg bespielt, wir freuen uns auf diese Premiere! Und ein Konzert findet im Festsaal der Raiffeisenbank statt.

Als Ensembles werden in unserer Konzertreihe altbekannte Formationen wie Atout und das Adamas Quartett diesmal vom TrioVanBeethoven flankiert, das seit seiner Gründung 2011 auf eine breite internationale Konzerttätigkeit zurückblicken kann.

Unserem Anspruch, eine Mischung aus Gassenhauern und verborgenen Schätzen der Kammermusik anzubieten, tragen wir dieses Jahr vor allem durch einen Fokus auf Mendelssohn Rechnung – aber eben nicht nur Felix, sondern auch Fanny. Auch Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert spielten eine Rolle – letzterer aber eben auch als Arrangeur sowie als Spender einer Melodie für die Fantasie eines anderen. Außerdem gibt es noch ein Oktett von Schuberth (wohlgemerkt mit „h“ am Ende des Namens).

RENDEZ-VOUS MIT EINEM STREICHQUARTETT

Adamas Quartett

Werke von Schubert, Haydn, Beethoven, Mendelssohn und Pavel Haas.


Stellen Sie sich vor, Sie treffen bei einem Rendez-vous nicht nur eine Person, sondern vier eng verbundene, aber doch sehr verschiedene Menschen. An diesem besonderen Abend lernen Sie ein Streichquartett kennen, das sich in die Karten schauen lässt. Wie ist es, eine „Ehe zu viert“ zu führen? Wie kommuniziert man in einer Probe, in der es um die Interpretation einer Musik geht, die „wie ein Spiegel ist, der die tiefsten Gefühle und Gedanken der menschlichen Seele reflektiert“ (Franz Schubert)? An diesem Abend erleben Sie einen Streifzug durch das Repertoire des ADAMAS QUARTETTS und blicken hinter die Kulissen einer 20-jährigen „Quartett-Ehe“.


GASSENHAUER

TrioVanBeethoven

Werke von Joseph Haydn, Fanny Mendelssohn, Rebecca Clarke und Ludwig van Beethoven.

NOTTURNO

ATOUT – die Kammermusikgruppe

  • Kompositionen, Melodien und Arrangements von und über Franz Schubert.
 
 

 

DIDI DROMEDAR BRAUCHT KEINEN KOMMENTAR – Musikalisch seelische Ermunterung für Groß und Klein

Konzept und Erzählung: Barbara Göbl-Kramer und Andrea Schmidt

Musik: Doris Kitzmantel/Klavier und Roland Herret/Violine

Eine Inspiration für Kinder und Erwachsene, in einer Welt voller gut gemeinter Ratschläge, Anweisungen und Kommentare sich selbst treu zu bleiben und seinen eigenen Weg zu gehen.

Ein motivierendes Konzert mit Werken von J. S. Bach, N. Paganini, C. Saint-Saëns u.v.m.

ALTE MEISTER NEU ENTDECKT

ATOUT – die Kammermusikgruppe

  • Werke von Mozart, Dussek und Pleyel

MENDELSSOHN LEBT!

ATOUT – die Kammermusikgruppe

Neben der Streichersinfonie Nr. 2 von Mendelssohn erklingen die Streichoktette von Carl Schuberth und Woldemar Bargiel, die zu den frühesten Werken dieser auf Mendelssohns Jugendwerk zurückgehenden Gattung zählen.

Kartenpreise Vorverkauf / Abendkassa

Regulär a 22/25, Senioren a 17/20, Studenten a 9/12, Kinder bis 12 Jahre frei. Freie Platzwahl. Freier Eintritt und reservierte Sitzplätze für Mitglieder des Kammermusikvereins Niederösterreich.

Kontakt und Reservierung

Der Kartenvorverkauf erfolgt über eine verbindliche Reservierung per Mail oder Telefon.

Sie erreichen uns unter:
kontakt@klosterneuburgerkammerkonzerte.at und 0690/10015571.

Vergangene Konzerte: 2023

RÖNTGENTERMIN MIT BRAHMS

  • Johannes Brahms: Sonate op. 38 in e-Moll für
    Violoncello und Klavier
  • Johannes Brahms: Sonate op. 120/2 für Viola und Klavier
  • Julius Röntgen: Klavierquintett op. 100
    in a-Moll

ATOUT – die Kammermusikgruppe


Claudia Sturm/Violine

Roland Herret/Violine

Magdalena Eber/Viola

Jan Ryska/Violoncello

Eugenia Radoslava/Klavier

 

Zur Eröffnung der Saison
ATOUT — die Kammermusikgruppe eröffnet die Saison mit einem Konzertprogramm, das wir mit einem zwinkernden Auge „Röntgentermin mit Brahms“ getauft haben: zwei Sonaten des romantischen Kanons werden mit einem selten gespielten Klavierquintett kombiniert.

Zweimal hat sich Brahms dem Thema Cellosonate gewidmet. Die erste, 1865 entstandene Sonate op. 38 in e-Moll wird nicht nur gerne vom Publikum gehört, sondern auch — wohl nicht zuletzt aufgrund des imposanten Hauptthemas im Kopfsatz — von Cellisten auch sehr gerne aufgeführt. Häufig wird ein motivischer Querverweis zu Bachs „Kunst der Fuge“ im Finalsatz festgestellt. Dass Brahms dies nicht zufällig passierte, ist für einen Komponisten, der sich selbst als „Bachianer“ bezeichnete, sehr wahrscheinlich.

Zweimal hat sich Brahms auch mit dem Thema Klarinettensonate befasst. Beide Werke mit der Opuszahl 120 entstanden — ebenso wie das Klarinettenquintett und das Klarinettentrio — unter dem Eindruck der musikalischen Fähigkeiten des Klarinettenvirtuosen Richard Mühlfeld. Dem Umstand, dass es außer Mühlfeld wohl nicht allzu viele Klarinettisten gab, denen Brahms seine 2 Sonaten zutraute, verdanken wir die Umarbeitung der Sonaten für Viola und Klavier — ein Geschenk für Bratschistinnen und Bratschisten, deren Repertoire ansonsten mit romantischen Sonaten nicht unbedingt reich gesegnet ist.

Nur entfernt mit dem Physiker verwandt, war es — anders als diesem — Julius Röntgen (1855-1932) nicht vergönnt als großer neuerer seines Faches in die Geschichte einzugehen. Dies zeigt sich auch deutlich in seinem Werk. Das Klavierquintett, knapp im Umfang und 1927 entstanden, operiert mit den Ingredienzen des musikalischen Konservativismus und sucht damit deutliche Parallelen zu Brahms‘ Werk: Der formale Aufbau hält sich an klassische Formen, hie und da tritt ein wenig kontrapunktische Arbeit zutage und Imitation und Kommentartechnik sind prägend für die Stimmführung. Dafür ist das Werk in seiner Faktur konsequent kammermusikalisch gedacht und die Sätze verbindet eine ambitionierte thematisch-motivische Substanzgemeinschaft. Wer sich auf dieses kurzweilige Werk einlässt, wird durch schöne Melodien und impressionistische Harmonien belohnt.

EIN TIERISCHER SPASS – ein Konzert für Kinder und größere Spaßvögel

  • Wolfgang A. Mozart: Sonate für Klavier und Violine KV 301 in G-Dur
  • Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier und Violine op. 30/2 in c-Moll
  • Benjamin Thorn: The Voice of the Crocodile
  • Camille Saint-Saens: Der Schwan
  • Heinrich Ignaz F. Biber: Sonata representativa in A-Dur
  • Alan Ridout: Ferdinand, für Violine und Sprecher

Roland Herret/Violine
Doris Kitzmantel

 

Das zweite Konzert ist ein Konzert für die ganze Familie – daher diesmal ein etwas früherer Termin um 17 Uhr. Geboten wird ein niveauvoller, zwischen den Stücken von den Musikern kurzweilig moderierter tierischer Streifzug durch die Musikgeschichte.

Die Laut- oder Tonmalerische Darstellung von Tieren in Kompositionen hat eine denkbar lange Geschichte. Über die Anfänge können wir nur Vermutungen anstellen: Wer kann ausschließen, dass die ältesten Funde von Musikinstrumenten – es gibt Knochenflöten aus der Steinzeit, die mehr als 30.000 Jahre alt sein sollen – nicht für die Imitation von Vogelrufen gedacht waren?

Freilich haben sich die musikalischen Herangehensweisen – wie auch die Instrumente – immer wieder verändert. Wissenschaftlich widmete sich der Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602–1680), der sich nicht nur mit ägyptischen Hieroglyphen, Landkarten vom Mond, den unterschiedlichsten Sprachen und der Mikroskopie, sondern auch der Musiktheorie beschäftigte, in seinem Werk Musurgia Universalis (1650) unterschiedlichen Vogel- und Tierstimmen. Einen Abschnitt dieses Buchs nahm Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) zum Anlass, für sein Instrument, die Violine, eine Sonate zu komponieren, in der die unterschiedlichsten Vogelstimmen nachgeahmt werden, etwa Hahn und Henne, Katze, Nachtigall, Wachtel, Frosch und Kuckuck.

Auf eine ganz andere Weise befasste sich Camille Saint-Saens (1835-1921) einem Vogel: In seinen wohl berühmtesten Werk, dem Karneval der Tiere, wird der Schwan eben nicht mit seinem – zugegebenermaßen nicht gerade sanglichen – Geschnarre dargestellt. Vielmehr illustriert die Melodie den eleganten Tanz des Schwans. (Kein Wunder, dass das Stück auch immer wieder im Ballett verwendet wird).

Geradezu politisch kann dagegen die Botschaft von Alan Ridouts (1934-1996) Werk Ferdinand verstanden werden. Ferdinand ist eine Musik-Erzählung für Violine und Sprecher, die 1971 entstand und für die Geige ähnlich virtuos ist, wie Bibers Sonate. Sie handelt von einem Stier, der nicht in der Arena kämpfen möchte, sondern seine Zeit lieber auf einer idyllischen Weide verbringen will. Die Vorlage ist eine Kindergeschichte von Munro Leaf (1905-1976), die 1936 während des spanischen Bürgerkriegs erschien und den Kriegstreibern mit Sicherheit ein Dorn im Auge war. Die berühmte Verfilmung von Walt Disney entstand 1938, also zu einem Zeitpunkt, an dem bereits der Ausbruch eines weiteren, noch verheerenderen Krieges am Horizont dräute.

Ganz moderne Ausdrucksmittel (oder ist es falsch Grunzen, Säuseln und Flüstern als solche zu bezeichnen?) verwendet Benjamin Thorn, Jahrgang 1961, in seinem Werk Voice of the Crocodile, das ursprünglich für Bassblockflöte geschrieben wurde. Wie sich wohl eine Flatterzunge auf der Geige umsetzen lässt?

ABSOLUT MOZART

  • Klaviersonate in C-Dur KV 330
  • Sonate für Klavier und Violine in e-Moll KV 304
  • Klavierquartett in g-Moll KV 478

ATOUT – die Kammermusikgruppe & Veronika Trisko/Klavier

Mit Mozart wird gerne ein fröhlich-unverbindlicher Tonfall assoziiert, der sich wunderbar in das gediegene Ambiente feierlicher Anlässe wie Hochzeitsfeiern oder Sektempfänge einfügt. Beschäftigt man sich als Hörer allerdings ein wenig ernsthafter mit seiner Musik, lässt sich bald eine kompositorische und emotionale Bandbreite von Mozarts Kompositionen erahnen, die ihresgleichen sucht: Tiefer Liebeskummer und listiger Humor (in den Opern), allerhöchste Dramatik (man denke etwa an das Requiem) oder bachianische Architektonik und mathematisches Kalkül (zum Beispiel in seinen Fugen) sind nur wenige plakative Beispiele, denen wir auf einer Reise durch sein riesiges Œuvre begegnen können.

Dass Mozart auf engstem Raum, etwa in kleinen Werken oder Formen, eine solche Bandbreite zu entfalten wusste, davon zeugt auch seine Kammermusik. Selbst in kleinen Gelegenheitskompositionen, von denen berechtigterweise vermutet wird, dass sie wohl innerhalb weniger Stunden vom Komponisten quasi aufführungs- oder sogar druckreif hingeworfen wurden, finden sich häufig disruptiv-originelle Sentenzen oder Satzteile, die sich nicht nur so gar nicht für Hochzeitsfeiern eignen, sondern die vielen Zeitgenossen in ihren Hauptwerken zur Zierde gereicht hätten.

Nicht nur stellenweise, sondern gänzlich ungeeignet als unterhaltende Hintergrundmusik ist etwa die Sonate in e-Moll für Klavier und Violine KV 304, die in einem Block von 6 Werken veröffentlicht wurde, welcher 1778 in Mannheim und Paris entstand. Dass diese Sonate nur zwei Sätze hat, ist keine Besonderheit, sondern in dieser 6er-Reihe die Regel. Bereits das im Unisono geführte Hauptmotiv lässt die klare, geradezu kalkulativ anmutende Architektonik des Kopfsatzes erahnen, der von abrupten Wendungen und kühner Harmonik geprägt ist. Dass der zweite Satz, der sicherlich zu den ausdrucksstärksten Atemzügen in Mozarts Sonatenschaffen zählt, in Moll verklingt, ist als Besonderheit zu betrachten und wird häufiger mit der Verarbeitung des Todes von Mozarts Mutter in Paris 1778 in Zusammenhang gebracht.

Hinsichtlich des Tonartenplans etwas weniger auffällig verfährt Mozart in seinem g-Moll-Klavierquartett KV 478, wobei auch dieses Werk mit seinen energisch-wuchtigen Unisono-Motiven gleich ganz zu Beginn des Kopfsatzes alles andere als eine undramatisch-heile Stimmungswelt eröffnet. Doch während hier der erste Satz in einer klanglich geradezu gewaltigen Entladung endet, kann die Wendung der Grundstimmung ab dem Mittelsatz mit dem häufig von der Musikpublizistik spätestens seit Beethoven immer wieder ins Spiel gebrachten Programm „von der Finsternis zum Licht“ recht treffend beschrieben werden. Die Faktur des kompositorischen Satzes weist nicht zuletzt durch den charakteristischen Wechsel von Tutti und Klaviersoli eher in die Richtung eines mozartschen Klavierkonzerts und unterscheidet sich durchaus deutlich von anderen Klavier-Kammermusikwerken, beispielsweise den Klaviertrios.

HISTOIRE DU TANGO

  • Ferdinand Rebay: Quartett in d-Moll für Violine, Viola, Cello und Gitarre
  • Astor Piazzolla: Histoire du tango
Roland Herret/Violine
Armin Egger/Gitarre
Heinz Neuwirth/Viola
Ana Aleksic/Cello

Kultur steht immer in Spannungsfeldern gesellschaftlicher Realitäten. Und bei kaum einer anderen Art von Musik wird der soziale Ursprung und das Moment des Wandels so deutlich wie beim Tanz: in schamanistischen Ritualen, auf Fürstenhöfen als Projektionsfläche der Staatsräson und — niemals zu vergessen — die subversiven, ja sogar häufig verbotenen Tänze, die sich manchmal ihren Weg aus dem Untergrund in die Mitte der Gesellschaft bahnen konnten.

Der Tango Argentino, dessen Wandel Astor Piazzolla (1921-1992) mit seiner vierteiligen Komposition L’Histoire du Tango (die Originalbesetzung ist Querflöte und Gitarre) nachspürt, ist zunächst eine Musik, die als fröhlicher Tanz der Dirnen, Matrosen und Gauner in den Rotlichtvierteln von Buenos Aires entstand (1. Bordel 1900), wenig später als langsame, ernsthaftere Musik zum Zuhören in den Cafés auftauchte (2. Café 1930) und schließlich mit dem von den brasilianischen Einwanderern mitgebrachten Bossa Nova in den Nachtclubs der Stadt zusammentrifft und die sozialen Kämpfe der 60 Jahre widerspiegelt (Nightclub 1960).

Im letzten Satz des Zyklus (Concert d’aujourd’hui) begegnen wir schließlich Piazzollas Vision vom Tango der Gegenwart und Zukunft, in dem es Berührungspunkte mit der neueren Musik, etwa von Bartók und Strawinsky gibt: Das ist jener bedeutende und nachhaltige Entwicklungsschritt in der Geschichte des Tango Argentino, den sich Piazzolla als Begründer des Tango Nuevo selbst zuzuschreiben hat.

Ferdinand Rebay (1880-1953) ist ein Komponist, den es noch zu entdecken gilt. Als Sängerknabe in Stift Heiligenkreuz bei Wien und später am Wr. Konservatorium beim Brahmsianer Robert Fuchs ausgebildet, schlug er später eine Karriere als Chormeister beim Schubertbund und Klavierprofessor ein. Neben seiner Tätigkeit als Musiker entstand ein breites Œuvre an Vokal- und Instrumentalwerken.

Der auffallende Gitarren-Schwerpunkt seines Schaffens wurde durch Konzertgitarristin und Rebays Nichte Gerta Hammerschmied inspiriert, welcher Rebay eine beachtliche Zahl an Solo- und Kammermusik in unterschiedlichsten Besetzungen (darunter auch exotisch anmutende Verbindungen wie etwa Gitarre-Horn) auf den Leib schrieb.

Obwohl sich Ferdinand Rebays Lebensdaten bis weit ins 20. Jahrhundert erstrecken, verließ er nie den Pfad eines hoch- bzw. spätromantischen Stils. Dies lässt sich auch an seinem Gitarrenquartett d-Moll — Rebay wählt hierfür die Zusammenstellung Gitarre plus Streichtrio — nachvollziehen, das einer klassischen viersätzigen Dramaturgie folgt. Auffallend im Kopfsatz ist der parataktische Ablauf (Abhandlung in Abschnitten), der an manche Kammermusikwerke Schuberts erinnert und sich hier durch die zahlreichen Tempobremsen bemerkbar macht. Einen deutlichen roten Faden erreicht Rebay in seinem Werk durch den Kunstgriff der thematischen Verklammerung der Sätze. So treten etwa die nachschlagenden 16tel-Noten in der Gitarrenstimme aus der langsamen Einleitung in völlig anderem Gewand im recht stürmischen dritten Satz in der Geige und der Gitarre auf. Und das ostentativ und „unruhig bewegte“ Rhythmusmodell in der Viola (es beginnt im ersten Satz direkt nach der langsamen Einleitung) tritt nicht nur im Mittelteil des langsamen zweiten Satzes zutage, sondern auch im Schlusssatz. Dieser ist ein gelungener Variationensatz mit Schlussfuge über das Volkslied „das Lieben bringt groß‘ Freud“.

PIEDS EN L’AIR – Schlummern und träumen zu den schönsten langsamen Musikstücken und Gedichten…

Werke von Beethoven, Puccini, Barber, Veracini und vielen mehr…

OKTETTFACETT

  • Felix Mendelssohn-Bartholdy, Streichoktett op. 20
  • Ottorino Respighi, Doppio Quartetto
  • Eugene Goossens, Concertino für Oktett

ATOUT – die Kammermusikgruppe

Ganz ähnlich wie beim Streichquartett, zu dessen Anfängen von zwei Komponisten – Boccherini und Haydn – wichtige Impulse ausgingen, sind auch beim Oktett für Streicher zwei Komponisten zu nennen, welche die kompositorische Ausformung dieser großen Kammermusikbesetzung beeinflussten. Louis Spohr komponierte (wohl inspiriert durch seinen Freund und Quartett-Kollegen Andreas Romberg, der ein unvollendetes Werk dieser Gattung hinterlassen hat) eine Reihe von „Doppelquartetten“, welche die Idee von zwei konzertierenden, gegenüber aufgestellten Streichquartetten verwirklichen. Vielleicht durch Spohrs 1823 als op. 65 veröffentlichtes erstes Doppelquartett inspiriert, widmete sich 1825 auch der 16-jährige Mendelssohn der Besetzung für acht Streicher. Für Mendelssohns berühmtes Oktett op. 20, das mit Abstand das bis heute meistgespielte Oktett ist, wählt der Komponist allerdings – anders als Spohr – die Aufstellung von 4 Violinen + 2 Bratschen + 2 Celli, wodurch Spohrs Idee einer Doppelchörigkeit zugunsten einer orchestralen Klangsynthese verworfen wird. Trotz seines frühen Entstehungszeitpunktes markiert dieses Streichoktett einen vorläufigen Höhepunkt der kompositorischen Entwicklung Mendelssohns. Denn bereits im Alter zwischen 11 und 14 Jahren komponierte Mendelssohn etliche Streichersinfonien (auch Jugendsinfonien genannt), die fast schon konsequent zwischen kammermusikalischer Direktheit und orchestraler Klangdichte vermitteln. Während Spohrs Idee der Doppelchörigkeit erst wieder im Laufe des  20. Jahrhunderts Nachahmer fand (etwa durch Darius Milhauds op. 291, das von jedem Quartett für sich oder gemeinsam aufgeführt werden kann), blieb Mendelssohns Oktett der Markstein für die Gattung.

Insofern erscheint es zunächst auffallend, dass sich Ottorino Respighi (1879-1936) dafür entschied, für sein bereits um 1900 entstandenes Oktett in d-Moll den Titel Doppio Quartetto zu wählen. Denn auch Respighi folgt eindeutig dem Ideal Mandelssohns. An dem Oktett wird deutlich, dass Respighis Auseinandersetzung mit barocken Formen und historisierenden Tendenzen – man denke etwa an seine Quartett-Suite Antiche danze ed arie oder das Quartetto dorico – zu diesem Zeitpunkt noch keinen großen Niederschlag fand. Im Kopfsatz begegnen wir einer düsteren und bisweilen dramatischen Grundstimmung, die hinsichtlich der motorisch  durchlaufenden Komponenten sich recht eng an Mendelssohn orientiert scheint und eine spätromantische Klangwelt eröffnet. Im zweiten Satz breitet sich ein breites Klangmeer mit manchmal sogar gleißend anmutenden Akkordzusammenstellungen aus, die zudem immer wieder durch chromatische Durchgänge bereichert werden. Auffallend ist – wie auch bei Mendelssohn – die Verwendung eines durchbrochenen Satzes, der hier in Form von kurzen, schnellen Floskeln, die durch die Stimmen wandern, auftritt. Das folgende Intermezzo verschmilzt mit dem zuvor gehörten, indem es Pizzicato-Akkordzerlegungen weiterführt. Erwähnenswert ist auch die Bezeichnung des letzten Satzes als Presto all’Ungherese, welche auf stiltypische Rhythmen und Figuren hinweist und in einer langen Tradition entsprechender Kompositionen und Satztypen steht.

Noch immer äußerst selten aufgeführt – völlig zu Unrecht – werden die Werke des englischen Komponisten und Dirigenten Eugène Aynsley Goossens (1893-1962), was vielleicht nicht zuletzt daran gelegen haben mag, dass Goossens in den prüden 50er Jahren über einen Sexskandal gestolpert ist, von dessen Auswirkungen sich seine Karriere kaum mehr erholen konnte. Am Royal College of Music ausgebildet, dürfte er bereits früh von Strawinskys Musik beeindruckt gewesen sein. 1911 wurde der Feuervogel in Covent Garden aufgeführt und diesen Aufführungen hat Goossens nachweislich beigewohnt. Vor allem aber gab eine Londoner Aufführung von Le Sacre du Printemps 1921 seiner Karriere einen deutlichen Auftrieb und katapultierte ihn in die erste Reihe der englischen Dirigenten seiner Zeit, was ihm später weltweite Engagements unter anderem bei den führenden Orchestern der USA, aber auch bei den Berliner Philharmoniker einbrachte. Goossens Concertino für Oktett entstand Mitte der 1920er Jahre und kann sowohl für Oktett als auch für Streichorchester aufgeführt werden. Entsprechend seinem Titel ist das Werk kompakt gehalten und folgt unter Aussparung eines Tanzsatzes der klassischen Abfolge eines Instrumentalkonzerts von schnell-langsam-schnell. Kompositorisch sind die Parallelen zu Strawinskys Musik nicht nur hinsichtlich der Tonalität, sondern auch der markant-impulsiven Rhythmen kaum zu überhören. Die Anweisungen des Komponisten, die sich in der zweiten Ausgabe von 1928, in welcher er das Werk alternativ auch für eine Streichorchesterbesetzung vorsieht, sind aufschlussreich. Denn während er für die Aufführung mit Orchester eine „normale“ Aufstellung verlangt, schlägt er aus klanglichen Gründen für die kammermusikalische Aufführung eine Aufstellung der Musiker vor, wie sie auch Spohr für seine Doppelquartette vorsah.­